In der niederländischen Bauindustrie kommen bei der Produktion zahlreicher Betonfertigteile Betontrennmittel zum Einsatz. Diese Trennmittel ermöglichen ein einfaches Entschalen der Produkte aus der Form, resp. Schalung. Trennmittel werden hauptsächlich in der Betonfertigteilindustrie, jedoch auch auf der Baustelle verarbeitet. Aufgrund der großen Vielfalt an Betonprodukten und Verarbeitungsverfahren sind derzeit mehr als 100 unterschiedliche Betontrennmittel auf dem Markt. Wie viele andere Produkte in der Bau- und Betonindustrie können Trennmittel schädliche Auswirkungen sowohl auf die Gesundheit des Anwenders als auch auf die Umwelt haben. Die Hersteller dieser Produkte sind daher verpflichtet, den Gesundheits- und Umweltschutz zu gewährleisten. Durch das Angebot anwender- und umweltfreundlicher Trennmittel können derartige Beeinträchtigungen in erheblichem Maße reduziert werden.
Im Jahr 1998 hat die Stiftung „Beton Losmiddel Fabrikanten” (Betontrennmittelhersteller) bzw. BLF in Zusammenarbeit mit Chemiewinkel UvA, Stichting Arbouw, dem Ministerium für Wohnungswesen, Raumordnung und Umweltschutz der Niederlande (VROM) und der Betonvereniging ein System zur Klassifizierung von Betontrennmitteln hinsichtlich ihrer Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt entwickelt.
Dieses Klassifizierungssystem hat in den vergangenen 20 Jahren in Bezug auf die Verwendung von anwender- und umweltfreundlichen Trennmitteln grundlegende Veränderungen bewirkt. Im Jahr 2018 wurde dann die Einführung eines neuen Klassifizierungssystems beschlossen, das stärker an den aktuellen gesetzlichen Bestimmungen (einschließlich CLP) und den heute gebräuchlichen Trennmitteln ausgerichtet ist. Dem früheren System lagen die R-Sätze aus der vorherigen gesetzlichen Regelung zugrunde, die heute nicht mehr gültig sind.
Für das neue Klassifizierungssystem hat die BLF die H-/EUH-Sätze und CLP-Symbole als Grundlage übernommen, die einen genauen Überblick über die Gesundheits- und Umweltrisiken von Produkten vermitteln.
Mensch und Umwelt
Die Risiken für Mensch und Umwelt können durch folgende messbare Grundsätze definiert werden:
• Gesundheitsrisiken für Anwender werden durch H-/EUH-Sätze (Hazard) und Symbole angezeigt.
• Die Anwesenheit von Lösungsmitteln (VOC) ist bei Flammpunkten von <100 °C offensichtlich.
• Betontrennmittel können durch die Verwendung erneuerbarer Rohstoffe (Pflanzenöle und Wasser) anstelle von erdölbasierten Produkten (Prozessöle und Lösungsmittel) einen erheblichen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten.
Das Kriterium der biologischen Abbaubarkeit wurde fallengelassen, da dadurch der Eindruck vermittelt wurde, dass es sich bei Trennmitteln um ein für Mensch und Umwelt verträgliches Produkt handelt. Ein biologisch abbaubares Trennmittel ist nämlich in der Regel umweltverträglich, aber nicht immer unbedenklich für die menschliche Gesundheit. Dies trifft insbesondere für die Verarbeitung von erdölbasierten Produkten zu, die ebenfalls biologisch abbaubar sind. Diese Produkte sind nicht in jedem Fall unbedenklich und können z. B. bei (längerem) Einatmen von Ölnebel oder bei Hautkontakt Gesundheitsschäden hervorrufen. Eine längere Lösungsmittelexposition kann zudem ein OPS (Organisches Psychosyndrom) auslösen.
Klassifizierung von Trennmitteln
Bei einer Klassifizierung wird jeweils anhand der oben genannten Grundsätze ein eigener Kriterienkatalog aufgestellt. Im vorliegenden Fall wurden die Kriterien so definiert, dass das Risiko für Mensch und Umwelt von Klasse 1 bis Klasse 7 ansteigt. Betontrennmittel der Klasse 1 sind somit unbedenklich für Mensch und Natur, während die Produkte der Klasse 7 erhebliche Risiken bergen.
Wahl des geeigneten Trennmittels
Aus rechtlicher Sicht besteht keine Verpflichtung zur Verwendung von Betontrennmitteln einer bestimmten Klasse. Bei hohem Störfallrisiko (Leckagen) oder langfristiger Exposition des Anwenders ist es jedoch ratsam, ein Produkt der niedrigstmöglichen Klasse zu wählen. Die Hersteller informieren gerne über das für die jeweilige Anwendung am besten geeignete Trennmittel. Zudem kann die Klassifizierung als Entscheidungshilfe dienen.
Die BLF-Stiftung empfiehlt stets die Verwendung eines Trennmittels der niedrigstmöglichen Klasse. Bei der Produktentwicklung soll die Beachtung der Kriterien künftig verstärkt berücksichtigt werden. Zusätzliche Informationen oder Orientierungshilfen können jederzeit bei den nachstehend aufgeführten Herstellern angefordert werden.
Mitglieder der BLF-Stiftung:
• BASF Nederland B.V. Chemical Constructions mit Sitz in Oosterhout liefert Zusätze für Beton und Mörtel innerhalb der Benelux-Staaten.
• Van den Bergh & Co B.V. ist einer der Marktführer im Hinblick auf die Produktion hochwertiger Betontrennmittel und verfügt über 40 Jahre Erfahrung.
• Cugla B.V. ist Spezialist für die Entwicklung und Produktion von Zusätzen für Beton und zementbasierte Spezialmörtel.
• Kiwitz B.V. hat sich seit den 1960er Jahren als Lieferant von Zusätzen für Beton auf dem niederländischen Markt etabliert.
• Relutech B.V., Importeur von Fuchs Lubritech GmbH, entwickelt und vertreibt Trennmittel für die Betonindustrie.
• Sika Nederland B.V. ist in sieben Kernbereichen aktiv: Betonschutz & Instandsetzung, Abdichtungen & Verbund, Dachabdichtungen, Zusätze, Industrie, Deckensysteme und Betonabdichtung.