Am 27.11.2023 organisierten die Veranstalter der Engineering Days anlässlich der Flaute in der Baubranche in München eine Impulsveranstaltung speziell für die Geschäftsführer von Fertigteilwerken.
Als Einstieg in die Thematik zeigte Henri Busker von der USP Marketing Consultancy aus den Niederlanden die ungeschönten Zahlen, die die momentane Lage widerspiegeln: Das Vertrauen in die Baubranche sinkt seit 2021 kontinuierlich, und das nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern.
Der Arbeitskräftemangel und ein gerade zuletzt deutlich gestiegenes Zinsniveau verteuern das Bauen derart, dass es nicht verwunderlich ist, dass die Anzahl der Baugenehmigungen, insbesondere bei Mehrfamilienhäusern, stark zurückgeht.
Durchaus verwunderlich allerdings war es zu beobachten, dass der Fertigteilbau historisch betrachtet im Geschosswohnungsbau kaum Wachstum erzeugen konnte, obwohl doch gerade dies eine Paradedisziplin für Betonfertigteile sein sollte. Dazu kommt, dass gerade im 1- und 2-Familienhausbau der Holzbau als Wettbewerb als sehr erfolgreich bezeichnet werden muss, der aufgrund konsequenter Standardisierung, einer offenbar sehr guten Lobby als nachhaltiger Baustoff in diesem Segment und mit sehr günstigen Preisen deutlich mehr Marktanteile gewinnen konnte als Betonfertigteilbauten.
Die vier von Herrn Busker identifizierten Megatrends in der Baubranche: Arbeitskräftemangel, Vorfertigung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit müssen daher von der Fertigteilindustrie aktiver angegangen werden und als Vorteile erkannt und genutzt werden. Gerade die moderne Fertigteilindustrie hat gute Chancen, attraktive zukunftsfähige Arbeitsplätze anzubieten, und insbesondere beim Einsatz moderner Softwaretools lässt sich aus der Planung des Fertigteilwerkes noch viel mehr herausholen, als dies aktuell genutzt wird. Der Betonfertigteilbau muss seine Vorteile im mehrstöckigen Geschosswohnungsbau ausbauen und die Vorteile der Vorfertigung besser ausspielen.
Genau diesen Aspekt griff auch der zweite Referent des Tages, Christian Prilhofer, Geschäftsführer von Prilhofer Consulting, auf. Er zeigte den Teilnehmern, dass die Betonfertigteilwerke in den meisten Fällen aktuell nur als Zulieferer für Baufirmen agieren. Viel zu wenig sind sie in Entscheidungsprozesse involviert, die aber entscheidend sind für eine erfolgreichere Marktpositionierung. Herr Prilhofer regte an, dass die meist vorhandenen 3D-Daten der Gebäude von den Fertigteilwerken kapitalisiert werden sollten, indem diese den Baufirmen und auch den Nutzern als Mehrwert angeboten werden. Momentan ist es so, dass das Fertigteilwerk einen nahezu kompletten digitalen Zwilling des projektierten Gebäudes besitzt, aber kaum Vorteile daraus zieht. Wenn die Fertigteilwerke ihr vorhandenes digitales Wissen besser positionieren, können sie sich vom reinen Zulieferer zum Partner der Architekten und Baufirmen entwickeln, was insgesamt auch zu einem besseren, fertigteiloptimierten Bauen führen kann.
Damit gab es viel Gesprächsstoff für die anschließende Paneldiskussion und die Unterhaltungen, die sich bis weit in den Abend zogen und die zeigten, dass die Veranstalter ein hochaktuelles Thema gefunden hatten, das die Branche sehr beschäftigt.
Fortgeführt werden die Impulse bei den nächsten Engineering Days, die am 26. und 27. November 2024 wieder in Salzburg stattfinden, und die sich die Teilnehmer ab dem Frühjahr 2024 anmelden können.
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