Seit den Achtzigern waren weltweit mehrere Gebäude Gasexplosionen, einem Lastwagen- oder Flugzeugaufprall, oder Angriffen mit Autobomben ausgesetzt. In vielen Fällen führte der Aufprall oder die Explosion zum Versagen von einem oder mehreren entscheidenden, tragenden Bauteilen des Gebäudes. Nach dem Versagen konnte die von diesem Bauelement getragene Last nicht umverteilt werden und ein Teil des oder das gesamte Bauwerk brach in fortschreitender Weise in sich zusammen. Das Phänomen, das dann auftritt, wenn ein lokales Ver - sagen sich nicht ausschließlich auf den Bereich des ursprünglichen Schadens beschränkt, und stattdessen sich horizontal und/oder vertikal über das Bauwerk ausbreitet, wird als fortschreitender Einsturz bezeichnet. Das Phänomen des fortschreitenden Einsturzes wurde umfassend für Gebäude in Ortbetonbauweise untersucht und entsprechende Literatur ist verfügbar. Allerdings sind für Fertigteilbauwerke deutlich weniger Informationen erhältlich im Bezug auf Entwurf und Bemessung, und falls sie existieren, beziehen sie sich zudem hauptsächlich auf tragende Wandkonstruktionen. Für Fertigteilbauwerke im Allgemeinen und Skelett bau im Besonderen sind so gut wie keine zweckmäßigen Entwurfs- und Bemessungsrichtlinien verfügbar. Der fib-Ausschuss für Beton fertigteile hat kürzlich im Merkblatt 63 einen Leitfaden für anerkannte Verfahrensweisen im Bezug auf die „Standsicherheit von Fertig - teilbauwerken bei außergewöhnlichen Einwirkungen“ veröffentlicht. Der heutige Kenntnisstand und die bestehenden Richtlinien im Bezug auf Entwurf und Bemessung von Fertigteilbauwerken gegen fortschreitenden Einsturz werden in einer Reihe von drei Artikeln behandelt. Der erste Artikel beschreibt die Klassifizierung von möglichen außergewöhnlichen Einwirkungen, Eigenschaften für ein gutes Bauwerksverhalten und Strategien, die darauf abzielen, die außergewöhnlichen Einwirkungen bereits im Entwurf zu berücksichtigen. Der zweite Artikel bespricht im Einzelnen die drei Entwurfsmethoden, um die Gefahr eines fortschreitenden Einsturzes nach einem schweren auslösenden Schaden zu verringern. Der dritte Artikel gibt einen Überblick über die Anforderungen internationaler normativer Anforderungen im Zusammenhang mit der Katalogisierung von Gebäuden in Schadensfolgeklassen und zeigt entsprechende Entwurfsstrategien auf. Den Abschluss bildet eine kritische Analyse von typischen Verbindungen in Fertigteilbauwerken.
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